Dieser Text erschien im Original am 20. Dezember 2018 in der BASF-Mitarbeiterzeitung:
Agilecoach Christian Müller referierte zu Hintergründen und Chancen der Digitalisierung
Erwartungsvolle Stille breitete sich im Kulturhaus aus, als Christian Müller am 19. November zum Impulsvortrag ansetzte. Er nahm die Zuhörer mit auf eine Reise von den Anfängen der Industriellen Revolution bis zu den disruptiven, digitalen Geschäftsmodellen von heute. Unternehmen beratend zur Seite zu stehen, die sich wie die BASF Schwarzheide GmbH gerade im Transformationsprozess befinden, hat der Unternehmer aus Jena zu seinem Beruf gemacht. BASFinformation hat mit ihm gesprochen:
Agilität ist in aller Munde, was müssen wir uns darunter vorstellen?
Im Projektmanagement kann agiles Arbeiten große Vorteile bringen. Agil zu arbeiten bedeutet in kurzen Etappen Zwischenprodukte zu entwickeln und aufbauend auf dem Feedback der Nutzer die nächste Etappe zu planen. Mit dieser iterativen Vorgehensweise ist man nah am Auftraggeber und kann sicher sein, dass das, was aktuell entwickelt wird, noch dem entspricht, was der Kunde wirklich will und braucht. In der heutigen, schnelllebigen Zeit, sind Innovation, Anpassungsfähigkeit und Geschwindigkeit zentrale Erfolgsfaktoren für Unternehmen.
Wie wirkt sich das auf den Arbeitsalltag von Projektbeteiligten aus?
Große, komplizierte Projekte, werden in überschaubare Arbeitspakete heruntergebrochen. Allein schon fokussiert eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen, einen Meilenstein abhaken zu können, motiviert enorm. Das Projektteam ist ständig im Gespräch und der Austausch darüber, was die anderen gerade machen, ist wichtiger Teil der Arbeit. Im Idealfall bestimmt kein kompliziertes Regelwerk oder Micromanagement durch Vorgesetzte die Arbeitsorganisation, sondern Eigenverantwortung.
Das hört sich ein wenig an wie: „Jeder macht was er will“?
Den Beteiligten werden wichtige Handlungsfreiräume geboten, die für agile Prozesse zwingend notwendig sind. Die Verantwortung bleibt fast vollständig bei denjenigen, die für das Ergebnis zuständig sind: den Mitarbeitern. Eine Voraussetzung ist allerdings, dass die Teammitglieder einen guten Teil ihrer Arbeitszeit und Energie fokussiert auf das Projekt verwenden können. Agil arbeiten nebenbei funktioniert nicht. Ebenso wird Vertrauen, eine gelebte Wertebasis und ein psychologisch sicheres Arbeitsumfeld gebraucht.
Wie gewinnt man die Mitarbeiter für solche Veränderungen? Wie wird der Transformationsprozess zu einer nachhaltigen Bewegung / zum Selbstläufer?
Ein zentraler Faktor ist die Freiwilligkeit. Das gilt nicht nur für agile Arbeitsweisen, sondern auch bei der Einführung neuer Technologien und Tools. Nur wenn ich von einer Sache überzeugt bin, werde ich mit vollem Einsatz mitarbeiten. Die Grundmotivation, warum eine Veränderung notwendig und sinnvoll ist, muss jedem Einzelnen klar sein. Hierzu ist es essentiell, im Unternehmen Möglichkeit zur Mitgestaltung anzubieten und regelmäßig wechselseitiges Feedback einzuholen.
Was für einen Eindruck haben Sie bei uns in Schwarzheide gewonnen?
Was ich im Gespräch mit den Kollegen gehört und hier vor Ort erlebt habe, zeigt mir deutlich, dass Schwarzheide der richtige Produktionsstandort ist, um die Digitale Transformation bei BASF zu pilotieren. Wo soll es gelingen, wenn nicht hier?
Auf seiner Homepage proagile.de bietet er mit der “Agile Toolbox” eine umfassende Linksammlung mit Artikeln, Videos und Podcasts zum Thema, die auch die BASF New Ways of Learning-Community empfiehlt.
(Das Interview führte Linda Bottin)